Dass es so einfach sein würde…
Der Umschlag war in Behördenschlammbraun; grobes Papier, das vermutlich Uneitelkeit und Nachhaltigkeit vorgaukeln sollte. Darin, in einer kleinen Folientasche mit der Aufschrift „Steril solange ungeöffnet“ eingeschweißt, die Pinzette. Zwanghaft fragte ich mich auch hier wieder, wie viele Sekunden die Mikroben an meinen Händen, Haaren und Kleidungsstücken und die Pilzsporen in der Luft brauchen würden, um diese Sterilität zu zerstören. Zugleich freute ich mich darauf, solcherlei Gedanken bald delegieren zu können.
Ein weiteres Folientäschchen war mit einer Etikette beklebt, die meinen Namen trug, meinen Geburtstag und meinen Geburtsort. Die Dreieinigkeit bürokratischer Identität. Das hygienische Ensemble wurde durch einen kleinen Kunststoffbeutel vervollständigt, der ein Paar Einweghandschuhe enthielt, ungepudert. Auf einem weißen, schmalen Papierstreifen schließlich wurde das korrekte Vorgehen erklärt, und zwar sowohl das auf meiner Seite, als auch das der Firma. Unter anderem wiess man mich darauf hin, wie wichtig es sei, vor der Probenentnahme 30 Tage kein tierisches Produkt zu mir genommen zu haben, damit die fremden Proteine meinen genetischen Stempel nicht verfälschten. Kein Problem für mich, ich ernährte mich seit Jahren vegan.
Ich streifte die Handschuhe über, legte das Probentäschchen bereit und entnahm mit leicht zitternder Hand die Pinzette ihrem sterilen Heim. Ich sah mir im Spiegel in die Augen. War ich bereit dafür? Ja! Ja, das war der Traum, den ich mir nun erfüllen würde. Eine schnelle Geste, ein energisches Rupfen und schon verschwand eines meiner Haupthaare in dem kleinen Beutel.
Nur zwei Wochen später war der Datenträger in meiner Post. Aus Sicherheitsgründen versendete die Firma nichts digital, obschon mir das recht altmodisch und übervorsichtig erschien. Zusätzlich, so hatte man mich informiert, löste sich der kleine Datenstick vollständig auf, sowie die darauf befindlichen Daten einmal aufgerufen worden waren.
Als ich mein Powertablet startete, spürte ich mein Herz hart in meiner Brust schlagen, als wollte es mir noch dringend eine Nachricht morsen. Doch ich verstand seinen Code nicht und war fixiert auf den Datenträger in meiner Hand, den ich nun, noch einmal tief einatmend, in sein Ziel steckte. Dann wurde mir kurz schwarz vor Augen und ich ließ mich auf den Stuhl vor meinem Schreibtisch fallen.
Als ich die Augen wieder öffnete, sah ich zwei Dinge: Der kleine Datenstick zerfiel vor meinen Augen in Krümel, die sich immer weiter zersetzten, bis nichts mehr von ihnen mit bloßem Auge zu sehen war.
Das zweite war die Nachricht auf dem Bildschirm des Powertablets:
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